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1.1 Historie



Die Entstehungsgeschichte von Java begann im Jahre 1991, als eine Gruppe von Ingenieuren bei Sun Microsystems mit der Entwicklung von Software für interaktives Fernsehen und andere Geräte der Konsumelektronik begann. Bestandteile dieses Projekts, das später den Namen Green-Projekt bekam, waren ein Betriebssystem (Green-OS), ein Interpreter (Oak), ein Grafiksubsystem und diverse Hardwarekomponenten. Patrick Naughton, James Gosling und einige andere Mitglieder des Green-Teams entwickelten schließlich ein Gerät mit der Bezeichnung »*7« (Star Seven), das sie im Herbst 1992 firmenintern vorstellten.

Diese Vorstellung konnte einige der Sun-Manager - unter ihnen Bill Joy und Sun-Chef Scott McNealy - beeindrucken, und aus dem lockeren Team wurde im November die Firma First Person, Inc. Im Jahre 1993 versuchte First Person eine Reihe von Verträgen über die weitere Vermarktung von Star Seven unter Dach und Fach zu bringen, die aber allesamt scheiterten. Nach einigen Rettungsversuchen wurde die Arbeit des kleinen Unternehmens im April praktisch beendet und die Hälfte der Mitarbeiter in andere Projekte versetzt.

Mittlerweile hatte das World Wide Web ein kritische Größe erreicht. Nachdem NCSA Mosaic, der erste grafische Web-Browser, im April 1993 verfügbar war, konnte jedermann grafisch aufbereitete Informationen im Internet ansehen und auf einfachste Weise zwischen unterschiedlichsten Diensten und Anbietern wechseln. Das darin liegende Potential erkannten auch Patrick Naughton und sein Team, und sie fokussierten ihre Zielrichtung auf die Internet-Entwicklung. Im Herbst 1994 wurde die erste Version von WebRunner fertiggestellt, einem Browser, der in der Lage war, kleine Java-Programme, Applets genannt, aus dem World Wide Web zu laden und innerhalb des Browsers auszuführen.

Zu diesem Zeitpunkt war Oak, das später in Java umbenannt wurde, bereits eine relativ stabile Sprache. Sie wurde nicht nur dazu verwendet, WebRunner zu entwickeln, sondern von Arthur van Hoff, der Ende 1993 zum Team kam, zur Entwicklung des Java-Compilers selbst verwendet. WebRunner konnte die Verantwortlichen bei Sun überzeugen. Das Programm wurde nach der Umbenennung in HotJava in den nächsten Monaten stabilisiert und weiterentwickelt und konnte im Mai auf der SunWorld '95 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Trotz des technologischen Durchbruchs konnten sich zunächst nur wenige Anwender mit HotJava anfreunden. So war es ein großes Glück, daß Netscape sich entschied, die Java-Technologie von Sun zu lizenzieren und in der Version 2.0 des Navigators, die im Dezember 1995 auf den Markt kam, einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Nach einigen Monaten des Betatests für Java und HotJava wurde kurz darauf im Januar 1996 das JDK 1.0, die erste Version des Java Development Kit, freigegeben. Bereits während der Betatestphase wurden hunderte von Applets geschrieben, die über das Internet geladen werden konnten und schon früh einen Eindruck von den Möglichkeiten der Sprache vermittelten.

Kurz vor der Fertigstellung des JDK 1.0 wurde aus den verbliebenen Mitgliedern des Green-Teams die Firma JavaSoft, die von Sun mit der Weiterentwicklung von Java betraut wurde. Unter ihrem Präsidenten Alan Baratz entwickelte und pflegte JavaSoft das JDK und seine Werkzeuge und sollte fortan maßgeblich den weiteren Weg von Java bestimmen.

Tatsächlich stand die Entwicklung nun keinesfalls still, sondern nahm an Dynamik noch zu. In den folgenden Monaten bildeten sich eine Reihe von strategischen Allianzen zwischen Sun bzw. JavaSoft und vielen Großen der Branche. So wurde beispielsweise die im Mai 1996 angekündigte Komponentenarchitektur, die den Namen JavaBeans bekam, von so prominenten Firmen wie Borland, Lotus, Oracle, IBM, Netscape und Symantec unterstützt.

Im Laufe der nächsten Monate kam der »Java-Hype« so richtig in Fahrt, und Java wurde mit Vorschußlorbeeren überhäuft. In welcher Weise das Interesse an Java anstieg, mögen einige Kennzahlen verdeutlichen:

Nach einer Reihe von Ankündigungen im ersten Halbjahr wurden bis Ende 1996 zahlreiche Neuerungen vorgestellt. Unter ihnen waren die Datenbank-Spezifikation JDBC, die Komponentenarchitektur Beans, das Card API, HotJava Views, die »100 % Pure Java Initiative« und eine Reihe weiterer APIs. Zusätzlich kamen die ersten integrierten Entwicklungssysteme, wie Cafe und Visual Cafe von Symantec oder J++ von Microsoft, auf den Markt.

Im Dezember 1996 wurde die Version 1.1 des Java Development Kit angekündigt. Sie sollte eine Reihe von Bugs der Vorgängerversion ausmerzen und weitere Funktionalitäten bringen. Im Februar 1997 standen die ersten Betaversionen des JDK 1.1 zur Verfügung und konnten von interessierten Entwicklern heruntergeladen werden. Im März 1997 wurde HotJava 1.0 herausgegeben (alle vorigen Versionen hatten offiziell Betacharakter) und auch das Java-Betriebssystem JavaOS 1.0 wurde in diesem Monat der Öffentlichkeit vorgestellt.

Etwa zeitgleich konnte man auf der Cebit 1997 den ersten Prototypen der JavaStation, einer diskettenlosen Workstation, die ausschließlich auf Java basiert, bewundern. Mit der Ankündigung von Java-Prozessoren, wie dem PicoJava, eröffnete Sun die Perspektive, daß Java-Programme mittelfristig ebenso schnell laufen werden wie kompilierter C- oder C++-Code. Das für Java-Entwickler herausragende Ereignis des Jahres war die JavaOne im April 1997, die eine Vielzahl von Ankündigungen, Prototypen und Produkten hervorbrachte.

Die folgenden Monate standen für viele Entwickler und Tool-Hersteller unter dem Zeichen der Umstellung auf die Version 1.1 des JDK. Zwar gab es bereits Ende 1997 mehr als ein Dutzend integrierte Entwicklungsumgebungen, doch der Support für die Version 1.1 war längst noch nicht überall vorhanden. Auch die Browser-Hersteller taten sich schwer und haben erst zum Jahreswechsel 1997/98 mit den 4er-Versionen ihrer Browser erste Implementierungen des JDK 1.1 vorgestellt. Bis diese eine brauchbare Stabilität erreicht hatten, vergingen weitere Monate. Im Internet Explorer von Microsoft fehlen auch heute noch elementare Dinge wie JNI oder RMI.

Während sich 1998 die meisten Entwickler mit der Version 1.1 des JDK beschäftigten, wurde bei SUN bereits an der neuen Version 1.2 gearbeitet. Im Frühjahr 1998 stand deren erste öffentliche Version, das JDK 1.2 Beta 2, der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wichtige Neuerungen waren die Java Foundation Classes mit dem Swing Toolset, dem Java 2D API und dem Drag & Drop API, das Collection Framework und das Extension Framework. Daneben gab es viele weitere Verbesserungen bestehender Pakete. Nach zwei weiteren Betas, die bis zum Juli erschienen, brachte SUN im Oktober und November die »Release Candidates« 1 und 2 heraus. Anfang Dezember 1998 wurde dann schließlich die erste finale Version des JDK 1.2 zur Verfügung gestellt und im Januar 1999 in Java 2 platform umbenannt.

Trotz der offiziellen Umbenennung in Java 2 platform werden wir in diesem Buch meist vom JDK 1.2 sprechen, wenn die aktuelle Version gemeint ist. Das entspricht weitgehend dem derzeitigen Sprachgebrauch und harmoniert mit weiten Teilen der offiziellen Dokumentation zum JDK.

 Hinweis 


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Go To Java 2, Addison Wesley, Version 1.0.2, © 1999 Guido Krüger, http://www.gkrueger.com