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10.4 Synchronisation



10.4.1 Synchronisationsprobleme

Wenn man sich mit Nebenläufigkeit beschäftigt, muß man sich in aller Regel auch mit Fragen der Synchronisation nebenläufiger Prozesse beschäftigen. In Java erfolgt die Kommunikation zweier Threads auf der Basis gemeinsamer Variablen, die von beiden Threads erreicht werden können. Führen beide Prozesse Änderungen auf den gemeinsamen Daten durch, so müssen sie synchronisiert werden, denn andernfalls können undefinierte Ergebnisse entstehen.

Wir wollen uns als einleitendes Beispiel ein kleines Programm ansehen, bei dem zwei Threads einen gemeinsamen Zähler hochzählen:

001 /* Listing1009.java */
002 
003 public class Listing1009
004 extends Thread
005 {
006    static int cnt = 0;
007 
008    public static void main(String[] args)
009    {
010       Thread t1 = new Listing1009();
011       Thread t2 = new Listing1009();
012       t1.start();
013       t2.start();
014    }
015 
016    public void run()
017    {
018       while (true) {
019          System.out.println(cnt++);
020       }
021    }
022 }
Listing1009.java
Listing 10.9: Zwei Zählerthreads

 Beispiel 

Läßt man das Programm eine Weile laufen, könnte es beispielsweise zu folgender Ausgabe kommen:

0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
33    <-- Nanu? Wo ist die 32?
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
32    <-- Ach so, hier!
58
59

Beide Prozesse greifen unsynchronisiert auf die gemeinsame Klassenvariable cnt zu. Da die Operation System.out.println(cnt++); nicht atomar ist, kommt es zu dem Fall, daß die Operation mitten in der Ausführung unterbrochen wird und der Scheduler mit dem anderen Thread fortfährt. Erst später, wenn der unterbrochene Prozeß wieder Rechenzeit erhält, kann er seinen vor der Unterbrechung errechneten Zählerwert von 32 ausgeben. Sein Pendant war in der Zwischenzeit allerdings bereits bis 56 fortgefahren. Um diese Art von Inkonsistenzen zu beseitigen, bedarf es der Synchronisation der beteiligten Prozesse.

10.4.2 Monitore

Zur Synchronisation nebenläufiger Prozesse hat Java das Konzept des Monitors implementiert. Ein Monitor ist die Kapselung eines kritischen Bereichs (also eines Programmteils, der nur von jeweils einem Prozeß zur Zeit durchlaufen werden darf) mit Hilfe einer automatisch verwalteten Sperre. Diese Sperre wird beim Betreten des Monitors gesetzt und beim Verlassen wieder zurückgenommen. Ist sie beim Eintritt in den Monitor bereits von einem anderen Prozeß gesetzt, so muß der aktuelle Prozeß warten, bis der Konkurrent die Sperre freigegeben und den Monitor verlassen hat.

Das Monitor-Konzept wird mit Hilfe des in die Sprache integrierten Schlüsselworts synchronized realisiert. Durch synchronized kann entweder eine komplette Methode oder ein Block innerhalb einer Methode geschützt werden. Der Eintritt in den so deklarierten Monitor wird durch das Setzen einer Sperre auf einer Objektvariablen erreicht. Bezieht sich synchronized auf eine komplette Methode, wird als Sperre der this-Pointer verwendet, andernfalls ist eine Objektvariable explizit anzugeben.

Anwendung von synchronized auf einen Block von Anweisungen

Wir wollen uns diese Art der Verwendung an einem Beispiel ansehen, welches das oben demonstrierte Synchronisationsproblem löst. Die naheliegende Lösung, die Anweisung System.out.println(cnt++); durch einen synchronized-Block auf der Variablen this zu synchronisieren, funktioniert leider nicht. Da der Zeiger this für jeden der beiden Threads, die ja unterschiedliche Instanzen repräsentieren, neu vergeben wird, wäre für jeden Thread der Eintritt in den Monitor grundsätzlich erlaubt.

Statt dessen verwenden wir die aus Kapitel 7 bekannte Methode getClass, die uns ein Klassenobjekt beschafft (ein und dasselbe für alle Instanzen), mit dem wir die Klassenvariable cnt schützen können:

001 /* Listing1010.java */
002 
003 public class Listing1010
004 extends Thread
005 {
006    static int cnt = 0;
007 
008    public static void main(String[] args)
009    {
010       Thread t1 = new Listing1010();
011       Thread t2 = new Listing1010();
012       t1.start();
013       t2.start();
014    }
015 
016    public void run()
017    {
018       while (true) {
019          synchronized (getClass()) {
020             System.out.println(cnt++);
021          }
022       }
023    }
024 }
Listing1010.java
Listing 10.10: Synchronisation von Threads mit Klassenobjekten

 Beispiel 

Nun werden alle Zählerwerte in aufsteigender Reihenfolge ausgegeben.

Anwendung von synchronized auf eine Methode

Ein anderer Fall ist der, bei dem der Zugriff auf ein Objekt selbst synchronisiert werden muß, weil damit zu rechnen ist, daß mehr als ein Thread zur gleichen Zeit das Objekt verwenden will.

Im folgenden werden die potentiellen Probleme am Beispiel eines Zählerobjekts erläutert, dessen Aufgabe es ist, einen internen Zähler zu kapseln, auf Anforderung den aktuellen Zählerstand zu liefern und den internen Zähler zu inkrementieren. Hierbei handelt es sich um eine Aufgabe, die beispielsweise in der Datenbankprogrammierung sehr häufig vorkommt, um Schlüsselnummern zu generieren.

Typischerweise wird das Synchronisationsproblem dadurch verschärft, daß die Verwendung des Zählers einige vergleichsweise langsame Festplattenzugriffe erforderlich macht. In unserem Beispiel wird der Zähler von fünf Threads verwendet. Die Langsamkeit und damit die Wahrscheinlichkeit, daß der Scheduler die Zugriffsoperation unterbricht, wird in unserem Beispiel durch eine Sequenz eingestreuter Fließkommaoperationen erhöht:

001 /* Listing1011.java */
002 
003 class Counter1011
004 {
005    int cnt;
006 
007    public Counter1011(int cnt)
008    {
009       this.cnt = cnt;
010    }
011 
012    public int nextNumber()
013    {
014       int ret = cnt;
015       //Hier erfolgen ein paar zeitaufwendige Berechnungen, um
016       //so zu tun, als sei das Errechnen des Nachfolgezählers
017       //eine langwierige Operation, die leicht durch den
018       //Scheduler unterbrochen werden kann.
019       double x = 1.0, y, z;
020       for (int i= 0; i < 1000; ++i) {
021          x = Math.sin((x*i%35)*1.13);
022          y = Math.log(x+10.0);
023          z = Math.sqrt(x+y);
024       }
025       //Jetzt ist der Wert gefunden
026       cnt++;
027       return ret;
028    }
029 }
030 
031 public class Listing1011
032 extends Thread
033 {
034    private String name;
035    private Counter1011 counter;
036 
037    public Listing1011(String name, Counter1011 counter)
038    {
039       this.name = name;
040       this.counter = counter;
041    }
042 
043    public static void main(String[] args)
044    {
045       Thread t[] = new Thread[5];
046       Counter1011 cnt = new Counter1011(10);
047 
048       for (int i = 0; i < 5; ++i) {
049          t[i] = new Listing1011("Thread-"+i,cnt);
050          t[i].start();
051       }
052    }
053 
054    public void run()
055    {
056       while (true) {
057          System.out.println(counter.nextNumber()+" for "+name);
058       }
059    }
060 }
Listing1011.java
Listing 10.11: Eine unzureichend synchronisierte Zählerklasse

 Beispiel 

Das Ergebnis des Programms ist - wie nicht anders zu erwarten - schlecht, denn es werden sehr viele doppelte Schlüssel produziert. Ein Beispiellauf brachte bereits in den ersten 15 Aufrufen 6 doppelte Zählerwerte:

10 for Thread-2
11 for Thread-4
10 for Thread-0
10 for Thread-1
11 for Thread-2
11 for Thread-3
12 for Thread-4
13 for Thread-0
14 for Thread-1
15 for Thread-2
16 for Thread-3
17 for Thread-4
18 for Thread-0
19 for Thread-1
20 for Thread-2

Auch hier gibt es eine einfache Lösung für das Synchronisationsproblem. Eine einfache Markierung der Methode nextNumber als synchronized macht diese zu einem Monitor und sorgt dafür, daß der komplette Code innerhalb der Methode als atomares Programmfragment behandelt wird. Eine Unterbrechung des kritischen Abschnitts durch einen anderen Thread ist dann nicht mehr möglich:

001 public synchronized int nextNumber()
002 {
003    int ret = cnt;
004    //Hier erfolgen ein paar zeitaufwendige Berechnungen, um so
005    //zu tun, als sei das Errechnen des Nachfolgezählerstandes
006    //eine langwierige Operation, die leicht durch den
007    //Scheduler unterbrochen werden kann.
008    double x = 1.0, y, z;
009    for (int i= 0; i < 1000; ++i) {
010       x = Math.sin((x*i%35)*1.13);
011       y = Math.log(x+10.0);
012       z = Math.sqrt(x+y);
013    }
014    //Jetzt ist der Wert gefunden
015    cnt++;
016    return ret;
017 }
Listing 10.12: Synchronisieren der Zählermethode

Durch das synchronized-Attribut wird beim Aufruf der Methode die Instanzvariable this gesperrt und damit der Zugriff für andere Threads unmöglich gemacht. Erst nach Verlassen der Methode und Entsperren von this kann nextNumber wieder von anderen Threads aufgerufen werden.

Diese Art des Zugriffschutzes wird in Java von vielen Klassen verwendet, um ihre Methoden thread-sicher zu machen. Nach Aussage der Sprachspezifikation kann davon ausgegangen werden, daß die gesamte Java-Klassenbibliothek in diesem Sinne thread-sicher ist.

 Hinweis 

10.4.3 wait und notify

Neben dem Monitorkonzept stehen mit den Methoden wait und notify der Klasse Object noch weitere Synchronisationsprimitve zur Verfügung. Zusätzlich zu der bereits erwähnten Sperre, die einem Objekt zugeordnet ist, besitzt ein Objekt nämlich auch noch eine Warteliste. Dabei handelt es sich um eine (möglicherweise leere) Menge von Threads, die vom Scheduler unterbrochen wurden und auf ein Ereignis warten, um fortgesetzt werden zu können.

Sowohl wait als auch notify dürfen nur aufgerufen werden, wenn das Objekt bereits gesperrt ist, also nur innerhalb eines synchronized-Blocks für dieses Objekt. Ein Aufruf von wait nimmt die bereits gewährten Sperren (temporär) zurück und stellt den Prozeß, der den Aufruf von wait verursachte, in die Warteliste des Objekts. Dadurch wird er unterbrochen und im Scheduler als wartend markiert. Ein Aufruf von notify entfernt einen (beliebigen) Prozeß aus der Warteliste des Objekts, stellt die (temporär) aufgehobenen Sperren wieder her und führt ihn dem normalen Scheduling zu. wait und notify sind damit für elementare Synchronisationsaufgaben geeignet, bei denen es weniger auf die Kommunikation als auf die Steuerung der zeitlichen Abläufe ankommt.

Das folgende Beispiel demonstriert den Einsatz von wait und notify an einem Producer/Consumer-Beispiel. Ein Prozeß arbeitet dabei als Produzent, der Fließkommazahlen »herstellt«, und ein anderer als Konsument, der die produzierten Daten verbraucht. Die Kommunikation zwischen beiden erfolgt über ein gemeinsam verwendetes Vector-Objekt, das die produzierten Elemente zwischenspeichert und als Medium für die wait-/notify-Aufrufe dient:

001 /* Listing1013.java */
002 
003 import java.util.*;
004 
005 class Producer1013
006 extends Thread
007 {
008    private Vector v;
009 
010    public Producer1013(Vector v)
011    {
012       this.v = v;
013    }
014 
015    public void run()
016    {
017       String s;
018 
019       while (true) {
020          synchronized (v) {
021             s = "Wert "+Math.random();
022             v.addElement(s);
023             System.out.println("Produzent erzeugte "+s);
024             v.notify();
025          }
026          try {
027             Thread.sleep((int)(100*Math.random()));
028          } catch (InterruptedException e) {
029             //nichts
030          }
031       }
032    }
033 }
034 
035 class Consumer1013
036 extends Thread
037 {
038    private Vector v;
039 
040    public Consumer1013(Vector v)
041    {
042       this.v = v;
043    }
044 
045    public void run()
046    {
047       while (true) {
048          synchronized (v) {
049             if (v.size() < 1) {
050                try {
051                   v.wait();
052                } catch (InterruptedException e) {
053                   //nichts
054                }
055             }
056             System.out.print(
057               " Konsument fand "+(String)v.elementAt(0)
058             );
059             v.removeElementAt(0);
060             System.out.println(" (verbleiben: "+v.size()+")");
061          }
062          try {
063             Thread.sleep((int)(100*Math.random()));
064          } catch (InterruptedException e) {
065             //nichts
066          }
067       }
068    }
069 }
070 
071 public class Listing1013
072 {
073    public static void main(String[] args)
074    {
075       Vector v = new Vector();
076 
077       Producer1013 p = new Producer1013(v);
078       Consumer1013 c = new Consumer1013(v);
079       p.start();
080       c.start();
081    }
082 }
Listing1013.java
Listing 10.13: Ein Producer-/Consumer-Beispiel mit wait und notify

 Beispiel 

Um die Arbeitsverteilung zwischen den Prozessen etwas interessanter zu gestalten, werden beide gezwungen, nach jedem Schritt eine kleine Pause einzulegen. Da die Wartezeit zufällig ausgewählt wird, kann es durchaus dazu kommen, daß der Produzent eine größere Anzahl an Elementen anhäuft, die der Konsument noch nicht abgeholt hat. Der umgekehrte Fall ist natürlich nicht möglich, da der Konsument warten muß, wenn keine Elemente verfügbar sind. Eine Beispielsitzung könnte etwa so aussehen:

Produzent erzeugte Wert 0.09100924684649958
 Konsument fand Wert 0.09100924684649958 (verbleiben: 0)
Produzent erzeugte Wert 0.5429652807455857
 Konsument fand Wert 0.5429652807455857 (verbleiben: 0)
Produzent erzeugte Wert 0.6548096532111007
 Konsument fand Wert 0.6548096532111007 (verbleiben: 0)
Produzent erzeugte Wert 0.02311095955845288
 Konsument fand Wert 0.02311095955845288 (verbleiben: 0)
Produzent erzeugte Wert 0.6277057416210464
 Konsument fand Wert 0.6277057416210464 (verbleiben: 0)
Produzent erzeugte Wert 0.6965546173953919
Produzent erzeugte Wert 0.6990053250441516
Produzent erzeugte Wert 0.9874467815778902
Produzent erzeugte Wert 0.12110075531692543
Produzent erzeugte Wert 0.5957795111549329
 Konsument fand Wert 0.6965546173953919 (verbleiben: 4)
Produzent erzeugte Wert 0.019655027417308846
 Konsument fand Wert 0.6990053250441516 (verbleiben: 4)
 Konsument fand Wert 0.9874467815778902 (verbleiben: 3)
Produzent erzeugte Wert 0.14247583735074354
 Konsument fand Wert 0.12110075531692543 (verbleiben: 3)

Durch eine konstante Pause nach jedem produzierten Element könnte der Produzent bewußt langsamer gemacht werden. Der schnellere Konsument würde dann einen Großteil seiner Zeit damit verbringen, festzustellen, daß keine Elemente verfügbar sind. Zwar würde das Beispiel (in leicht modifizierter Form) auch ohne den Einsatz von wait/notify funktionieren. Durch ihre Verwendung aber ist der Konsumentenprozeß nicht gezwungen, aktiv zu warten, sondern wird vom Produzenten benachrichtigt, wenn ein neues Element verfügbar ist. Der Rechenzeitbedarf reduziert sich dadurch auf einen Bruchteil dessen, was andernfalls benötigt würde.

 Hinweis 


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