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Bis zum JDK 1.0.2 war die Klasse Date zur Darstellung und Manipulation von Datumswerten vorgesehen. Leider war sie nicht ganz fehlerfrei und aufgrund diverser Einschränkungen nur sehr bedingt zu gebrauchen. Ab der Version 1.1 des JDK gibt es neben Date die Klasse Calendar zur Verarbeitung von Datumswerten. Obgleich der Name den Anschein erwecken mag, daß ein Objekt vom Typ Calendar ein visueller Kalender ist, der als Komponente in GUI-basierten Programmen verwendet werden kann, ist dies nicht richtig. Statt dessen stellt Calendar eine Kapselung für Date dar, deren Aufgabe es ist, ein Datum-/Uhrzeitobjekt zu realisieren und Methoden zur Konstruktion, zum Verändern und Auslesen von Datums-/Uhrzeitbestandteilen und für die Zeit- und Datumsarithmetik zur Verfügung zu stellen.
Zunächst ist Calendar nichts weiter als eine abstrakte Basisklasse. Sie enthält die Methoden, mit denen auf die einzelnen Elemente konkreter Kalenderklassen zugegriffen werden kann bzw. mit denen diese Klassen manipuliert werden können. Als einzige konkrete Ableitung von Calendar steht die Klasse GregorianCalendar zur Verfügung, die ein Datum nach dem hierzulande verwendeten gregorianischen Kalender implementiert. Die Komplexität der Klassen Calendar und GregorianCalendar kommt vor allem durch folgende Ursachen zustande:
In der Tat ist die Implementierung der Kalenderklassen des JDK komplex und war lange Zeit fehlerbehaftet. Sie wird insbesondere dadurch erschwert, daß ein Datumsobjekt nicht nur aus den einzelnen Feldern für Tag, Monat, Jahr usw. besteht, sondern zusätzlich einen ganzzahligen Wert des Typs long enthält, der das Datum als Anzahl der Millisekunden seit dem 1.1.1970 speichert. Beide Werte müssen auch nach Veränderungen einzelner Bestandteile des Datumsobjekts konsistent gehalten werden.
Auch die Bedienung der Kalenderklassen ist nicht so eingängig wie in vielen anderen Programmiersprachen. Hinderlich ist dabei oft die Tatsache, daß neben Datum und Uhrzeit grundsätzlich auch die Zeitzone mit betrachtet wird. Wir wollen in diesem Abschnitt einen pragmatischen Ansatz wählen und nur die wesentlichen Eigenschaften der beiden Klassen vorstellen. Fortgeschrittenere Themen wie Zeitzonenkalkulation oder Lokalisierung werden außen vor bleiben.
Da die Klasse Calendar abstrakt ist, müssen konkrete Datumsobjekte aus der Klasse GregorianCalendar erzeugt werden. Dazu stehen folgende Konstruktoren zur Verfügung:
public GregorianCalendar() public GregorianCalendar(int year, int month, int date) public GregorianCalendar( int year, int month, int date, int hour, int minute ) public GregorianCalendar( int year, int month, int date, int hour, int minute, int second ) |
java.util.GregorianCalendar |
Der parameterlose Konstruktor initialisiert das Datumsobjekt mit dem aktuellen Datum und der aktuellen Uhrzeit. Die übrigen Konstruktoren weisen die als Parameter übergebenen Werte zu. Neben den hier vorgestellten Kontruktoren gibt es noch weitere, die es erlauben, die Zeitzone und Lokalisierung zu verändern. Standardmäßig werden die lokale Zeitzone und die aktuelle Lokalisierung verwendet.
Das Abfragen und Setzen von Datumsbestandteilen erfolgt mit den Methoden set und get:
public final int get(int field) public final void set(int field, int value) |
java.util.Calendar |
get und set erwarten als erstes Argument einen Feldbezeichner, der angibt, auf welches der diversen Datums-/Zeitfelder des Objektes zugegriffen werden soll. Als Rückgabewert liefert get den Inhalt des angegebenen Feldes; set schreibt den als zweiten Parameter value übergebenen Wert in das Feld hinein. Tabelle 12.1 gibt eine Übersicht der in GregorianCalendar vorgesehenen Feldbezeichner und ihrer Wertegrenzen:
Feldbezeichner | Minimalwert | Maximalwert |
Calendar.ERA | 0 | 1 |
Calendar.YEAR | 1 | 5,000,000 |
Calendar.MONTH | 0 | 11 |
Calendar.WEEK_OF_YEAR | 1 | 54 |
Calendar.WEEK_OF_MONTH | 1 | 6 |
Calendar.DAY_OF_MONTH | 1 | 31 |
Calendar.DAY_OF_YEAR | 1 | 366 |
Calendar.DAY_OF_WEEK | 1 | 7 |
Calendar.DAY_OF_WEEK_IN_MONTH | -1 | 6 |
Calendar.AM_PM | 0 | 1 |
Calendar.HOUR | 0 | 12 |
Calendar.HOUR_OF_DAY | 0 | 23 |
Calendar.MINUTE | 0 | 59 |
Calendar.SECOND | 0 | 59 |
Calendar.MILLISECOND | 0 | 999 |
Calendar.ZONE_OFFSET | -12*60*60*1000 | 12*60*60*1000 |
Calendar.DST_OFFSET | 0 | 1*60*60*1000 |
Tabelle 12.1: Feldbezeichner der Klasse GregorianCalendar
Hierbei gibt es einige Besonderheiten zu beachten. So wird beispielsweise der Monat nicht von 1 bis 12 gemessen, sondern von 0 bis 11. Das Feld ERA gibt an, ob das Datum vor Christi Geburt oder danach liegt. DAY_OF_WEEK geht von 1 = Sonntag bis 7 = Samstag, das nachfolgende Beispiel zeigt die Verwendung von symbolischen Konstanten. ZONE_OFFSET und DST_OFFSET sind die Zeitzonen- und Sommerzeitabweichungen, die in Millisekunden gemessen werden. |
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Wir wollen uns die Verwendung der verschiedenen Felder an einem einfachen Beispiel ansehen. Das Programm zeigt auch die Verwendung einiger symbolischer Konstanten zur Darstellung von Wochentagen und der Ära (vor/nach Christi Geburt):
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Das Programm erzeugt zunächst ein GregorianCalendar-Objekt
für das aktuelle Tagesdatum und gibt die internen Feldwerte aus.
Anschließend ändert es per Aufruf von set
das Datum in den 22.6.1910 ab und gibt die Felder erneut aus. Die
Ausgabe des Programms lautet:
Aera.......: Anno Domini
Datum......: 2.1.1998
Zeit.......: 18:12:53 (+560 ms)
Am.Zeit....: 6:12:53 PM
Woche......: 53. im Jahr
0. im Monat
Tag........: 2. im Jahr
2. im Monat
1. in der Woche
Wochentag..: Samstag
Zeitzone...: 1 Stunden
Sommerzeit.: 0 Stunden
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Aera.......: Anno Domini
Datum......: 22.6.1910
Zeit.......: 12:14:41 (+880 ms)
Am.Zeit....: 0:14:41 PM
Woche......: 25. im Jahr
4. im Monat
Tag........: 173. im Jahr
22. im Monat
4. in der Woche
Wochentag..: Mittwoch
Zeitzone...: 1 Stunden
Sommerzeit.: 1 Stunden
Wie man sieht, werden sowohl Datums- als auch Zeitwerte korrekt ausgegeben. Damit dieses und vergleichbare Programme auch in den JDK-1.1-Versionen korrekt laufen, sind einige Besonderheiten zu beachten:
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Die Methoden equals, before und after erlauben es, zwei Datumswerte auf ihre relative zeitliche Lage zueinander zu vergleichen:
public boolean equals(Object obj) public boolean before(Object obj) public boolean after(Object obj) |
java.util.Calendar |
Mit Hilfe der Methode add kann zu einem beliebigen Feld eines Calendar- oder GregorianCalendar-Objekts ein beliebiger positiver oder negativer Wert hinzugezählt werden:
public abstract void add(int field, int amount) |
java.util.Calendar |
Dabei ist es auch erlaubt, daß die Summe den für dieses Feld erlaubten Grenzwert über- bzw. unterschreitet. In diesem Fall wird der nächsthöherwertige Datums- bzw. Zeitbestandteil entsprechend angepaßt.
Das folgende Programm konstruiert zunächst ein Datum für den 30.10.1908 und gibt es aus. Anschließend wird zunächst der Tag, dann der Monat und schließlich das Jahr je zweimal um 1 erhöht. Nach erfolgter Ausgabe wird die Änderung schrittweise wieder rückgängig gemacht und der ursprüngliche Wert wieder erzeugt:
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Die Ausgabe des Programms lautet:
Freitag, den 30.10.1908
Samstag, den 31.10.1908
Sonntag, den 1.11.1908
Dienstag, den 1.12.1908
Freitag, den 1.1.1909
Samstag, den 1.1.1910
Sonntag, den 1.1.1911
Freitag, den 30.10.1908
In der Praxis ist es mitunter erforderlich, zwischen den beiden konkurrierenden Zeitdarstellungen der Klassen Date und Calendar hin- und herzuschalten. So ist beispielsweise der in JDBC (siehe Kapitel 30) häufig verwendete SQL-Datentyp java.sql.Date aus java.util.Date abgeleitet und repräsentiert ein Datum als Anzahl der Millisekunden seit dem 1.1.1970. Mit Hilfe der Methoden setTime und getTime können beide Darstellungen ineinander überführt werden:
public final Date getTime() public final void setTime(Date date) |
java.util.Calendar |
Ein Aufruf von getTime liefert das Datum als Objekt des Typs Date. Soll das Datum aus einem vorhandenen Date-Objekt in ein Calendar-Objekt übertragen werden, kann dazu die Methode setTime aufgerufen werden. Die Klasse Date kann weiterhin dazu verwendet werden, auf die Anzahl der Millisekunden seit dem 1.1.1970 zuzugreifen:
public Date(long date) public long getTime() |
java.util.Date |
Der Konstruktor erzeugt aus dem long ein Date-Objekt, und die Methode getTime kann dazu verwendet werden, zu einem gegebenen Date-Objekt die Anzahl der Millisekunden seit dem 1.1.1970 zu ermitteln.
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Go To Java 2, Addison Wesley, Version 1.0.2, © 1999 Guido Krüger, http://www.gkrueger.com |