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Unter Windows werden alle Tastatureingaben an die fokussierte Komponente gesendet. Ein Empfänger für Key-Events muß das Interface KeyListener implementieren und bekommt Events des Typs KeyEvent übergeben. KeyEvent erweitert die Klasse InputEvent, die ihrerseits aus ComponentEvent abgeleitet ist, und stellt neben getID und getSource eine ganze Reihe von Methoden zur Verfügung, mit denen die Erkennung und Bearbeitung der Tastencodes vereinfacht wird.
Die Registrierung von Key-Events erfolgt mit der Methode addKeyListener, die auf allen Objekten des Typs Component oder daraus abgeleiteten Klassen zur Verfügung steht:
public void addKeyListener(KeyListener l) |
java.awt.Component |
Das Interface KeyListener definiert drei unterschiedliche Methoden:
public abstract void keyPressed(KeyEvent e) public abstract void keyReleased(KeyEvent e) public abstract void keyTyped(KeyEvent e) |
java.awt.event.KeyListener |
Um die Funktionsweise dieser Methoden im Zusammenspiel mit den Methoden der Klasse KeyEvent besser verstehen zu können, wollen wir zwischen Zeichentasten und Funktionstasten unterscheiden. Zeichentasten sind dabei solche Tasten, mit denen Buchstaben, Ziffern oder sonstige gültige Unicode-Zeichen eingegeben werden, wie z.B. [a], [A], [B], [1], [2], [%], [+], aber auch [ESC], [LEER] oder [TAB]. Zu den Funktionstasten gehören beispielsweise [F1], [F2], [POS1] oder [CURSORLINKS], aber auch die Umschalttasten [STRG], [ALT] und [UMSCHALT]. |
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Die Methode keyTyped wird immer dann aufgerufen, wenn eine Zeichentaste gedrückt wurde. Beim Drücken einer Funktionstaste wird sie dagegen nicht aufgerufen. Im Gegensatz dazu wird keyPressed bei jedem Tastendruck aufgerufen, unabhängig davon, ob es sich um eine Zeichentaste oder eine Funktionstaste handelt. Mit keyPressed können sogar in beschränktem Umfang die Feststelltasten wie [NUMLOCK] oder [CAPSLOCK] erkannt werden. Beide Methoden erhalten auch Tastatur-Repeats, werden also bei längerem Festhalten einer Taste wiederholt aufgerufen. Die Methode keyReleased wird aufgerufen, wenn eine gedrückte Taste losgelassen wurde, unabhängig davon, ob es sich um eine Zeichen- oder Funktionstaste handelt.
Um beim Auftreten eines Tastatur-Events zu erkennen, welche Taste gedrückt wurde, stellt die Klasse KeyEvent die Methoden getKeyCode und getKeyChar und zusätzlich die aus InputEvent geerbten Methoden isShiftDown, isControlDown, isMetaDown und isAltDown zur Verfügung:
public int getKeyCode() public char getKeyChar() public boolean isShiftDown() public boolean isControlDown() public boolean isMetaDown() public boolean isAltDown() |
java.awt.event.KeyEvent |
getKeyChar liefert das Zeichen, das der gedrückten Zeichentaste entspricht, also ein 'a', wenn die Taste [A] gedrückt wurde, und ein 'A', wenn die Tastenkombination [UMSCHALT]+[A] gedrückt wurde. getKeyCode liefert dagegen virtuelle Tastencodes, die in KeyEvent als symbolische Konstanten definiert wurden. Hier wird beim Drücken der Taste [A] immer der Code VK_A geliefert, unabhängig davon, ob [UMSCHALT] gedrückt wurde oder nicht. Tabelle 19.4 gibt eine Übersicht der wichtigsten virtuellen Keycodes der Klasse KeyEvent.
Symbolischer Name | Bedeutung |
VK_0 ... VK_9 | [0] ... [9] |
VK_A ... VK_Z | [A] ... [Z] |
VK_ENTER | [ENTER] |
VK_SPACE | [LEER] |
VK_TAB | [TAB] |
VK_ESCAPE | [ESC] |
VK_BACK_SPACE | [RÜCK] |
VK_F1 ... VK_F12 | Die Funktionstasten [F1] ... [F12] |
VK_HOME, VK_END | [HOME], [END] |
VK_INSERT, VK_DELETE | [EINFG], [ENTF] |
VK_PAGE_UP, VK_PAGE_DOWN | [BILDHOCH], [BILDRUNTER] |
VK_DOWN, VK_UP | [CURSORHOCH], [CURSORRUNTER] |
VK_LEFT, VK_RIGHT | [CURSORLINKS], [CURSORRECHTS] |
Tabelle 19.4: Virtuelle Key-Codes
Am einfachsten ist es, innerhalb von keyTyped mit getKeyChar die Zeichentasten abzufragen. Dabei liefert getKeyChar stets den ASCII-Code der gedrückten Zeichentaste, Funktionstasten werden nicht übertragen. Der Rückgabewert von getKeyCode ist in diesem Fall immer KeyEvent.VK_UNDEFINED. Sollen dagegen auch Funktionstasten abgefragt werden, muß die Methode keyPressed überlagert werden. Hier ist etwas Vorsicht geboten, denn es wird auf alle Tastendrücke reagiert, und sowohl getKeyCode als auch getKeyChar liefern Werte zurück. Die Unterscheidung von Zeichen- und Funktionstasten kann in diesem Fall mit Hilfe von getKeyChar vorgenommen werden, deren Rückgabewert die Konstante KeyEvent.CHAR_UNDEFINED ist, wenn eine Funktionstaste gedrückt wurde.
Die is-Methoden sind bereits bekannt, mit ihnen können die Umschalttasten abgefragt werden. Das ist beispielsweise sinnvoll, um bei einer Funktionstaste herauszufinden, ob sie mit gedrückter Umschalttaste ausgelöst wurde oder nicht. Allerdings sind die Umschalttasten im Event-Modell des JDK 1.1 keine Tottasten, sondern liefern selbst ein Key-Event und lösen die Methode keyPressed aus.
Insgesamt ist das Handling von Tastatur-Events nicht ganz trivial und erfordert ein wenig Aufwand bei der Unterscheidung von Zeichen-, Funktions-, Umschalt- oder Feststelltasten. Tabelle 19.5 faßt die bisherigen Ausführungen noch einmal zusammen. Die erste Zeile zeigt das Verhalten beim Aufruf der Listener-Methode keyTyped an, die zweite beim Aufruf von keyPressed. Die erste Spalte liefert dazu den Rückgabewert von getKeyCode, die zweite den von getKeyChar. Jedes Element beschreibt in der oberen Hälfte den Rückgabewert beim Drücken einer Zeichentaste und in der unteren den beim Drücken einer Funktionstaste.
getKeyCode | getKeyChar | |
keyTyped | Zeichentaste: VK_UNDEFINED
Funktionstaste: -- |
Zeichentaste: Taste als char
Funktionstaste: -- |
keyPressed | Zeichentaste: VK_...
Funktionstaste: VK_... |
Zeichentaste: Taste als char
Funktionstaste: CHAR_UNDEFINED |
Tabelle 19.5: Rückgabecodes bei Tastaturereignissen
Das folgende Beispiel demonstriert die Abfrage der Tastaturereignisse. Es implementiert keyPressed, um die Funktiontasten [F1] bis [F3] und den Status der Umschalttasten abzufragen. Jeder Tastendruck wird in einen String übersetzt, in msg1 gespeichert und durch Aufruf von repaint auf dem Bildschirm angezeigt. Nach dem Loslassen der Taste wird die Anzeige wieder vom Bildschirm entfernt. Weiterhin wurde keyTyped überlagert, um die Zeichentasten abzufragen. Jeder Tastendruck wird in msg2 gespeichert und ebenfalls auf dem Bildschirm angezeigt. Im Gegensatz zu den Funktionstasten bleibt die Ausgabe auch erhalten, wenn die Taste losgelassen wird. Bei jedem weiteren Tastendruck wird sie um ein Zeichen ergänzt. Zusätzlich werden die einzelnen Ereignisse auf der Konsole dokumentiert.
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Eine beispielhafte Ausgabe des Programms ist:
Abbildung 19.5: Darstellung von Tastaturereignissen
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Go To Java 2, Addison Wesley, Version 1.0.2, © 1999 Guido Krüger, http://www.gkrueger.com |